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Die Sucher des Meeres, beschrieben von Sirin Hannengug, Kheitara des Reichen Netzes

Zur Ernährung ist den Silurern der Fischfang unverzichtbar. Denn obwohl die Insel fruchtbar und das Klima günstig ist, machen die steilen Berge und die dichten Wälder den Ackerbau an allen Stellen mühsam und an vielen unmöglich.

Die Fischer Silurs wissen meist, wo sie Dorsch und Hering, Makrele, Rotbarsch und den Thun finden. Doch allzu häufig sind einst ergiebige Fangplätze leer, da sich die Fische an einem anderen Ort tummeln, den Strömungen folgend, ihren Futtertieren nachjagend oder den unbekannten Gesetzen des Meeres gehorchend.

Dann erbitten sie die Hilfe der Kheitara des Reichen Netzes. Denn in der haben sich die Sucher des Meeres zusammengefunden, die mit ihren Helfern neue Fanggründe aufspüren und den Fischern volle Boote bescheren. Ihr Wirken ist ein Aspekt der Volksmagie Silurs. Ihre Helfer, das sind Delfine oder Seeschlangen, mit denen die Sucher Freundschaft geschlossen haben. Freundschaft aber ist mit diesen Tieren selten zu schließen, da sie den Menschen kaum aus freien Stücken suchen und nicht an ihn zu binden sind.

Hat aber ein Seefahrer die Gabe des Suchers, so kann es sein, daß ihn ein Tier besucht, häufiger oder seltener und ihn sich lange ansieht. Dann hat der Seefahrer das Gefühl, sich plötzlich selber, aus den Augen seines Gefährten anzublicken und plötzlich taucht er mit ihm in die Tiefen des Meeres hinein. Endlich kann er alle Fische unter Wasser sehen, und erkennen, wo man die Netze auswerfen muß. Doch die Gesetze des Meeres lassen allen Tieren ihren freien Willen. So folgen Seeschlange und Delphin ihren eigenen Wünschen und suchen den Fisch allein dann, wenn ihnen danach ist und nicht, wenn sie der Sucher darum bittet. Darum muß er auch oft lange im Körper seines Gefährten weilen, der seinen eigenen Wünschen folgt. Verlassen kann er ihn zwar jedes mal, wenn der wieder an die Meeresoberfläche taucht, um zu atmen. Doch oft ist er vom Leben unter Wasser so gefesselt, daß er vergißt zurückzukehren. Dann bleibt sein Körper sterbend im Boot zurück, während sein Geist eins wird mit dem von Seeschlange oder Delphin. Dann entstehen seltsame Mischwesen, Tiere mit dem Geist eines Menschen, Seeschlangen, die sich hilflos windend mühen, an Land zurückzukehren und Delphine, die sich stumm an die badende Geliebte drängen oder schnatternd eine trostlose Witwe grüßen.

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