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MyK035

Karte der thysischen Überreste des versunkenen Singara. - Detailkarte 035 von Helmut W. Pesch aus #My74 der Mythor-Serie.

DAS NASSE GRAB — Vor langer Zeit gab es in diesem Gebiet von Vanga das sagenhafte Grossreich Singara, dessen Volk, wie die Legende berichtet, den Zorn der Zaubermütter erreg­te, woraufhin diese das gesamte Land im Meer versinken ließen.

Singara soll sich von der Insel Naudron, die zum Einfluß­bereich der Zaubermutter Zahda gehört, bis weit nach Oklis in das Gebiet erstreckt haben, in dem heute die Zauber­mutter Zaem herrscht. Die Städte von Singara — die Hauptstadt Mnar, das prächtige Helleas, Koram-Phar, die Stadt der Gelehrten — sind seitdem in den Tiefen des Meeres verschollen. Nur die höchsten Berge des einstigen Festlandes reichen noch mit ihren Gipfeln aus den Fluten, und dazu sol­len auch die Inseln Kuron, Almariba, Taufion, Maskin-Ebrin, Husvard und Ibrillan auf der Zahda-Seite gehören, im Gebiet der Zaem trug einst das Land Ganzak den Namen Ophis-Singara. Doch auf diesen Landresten hat sich das Leben nor­malisiert, und man findet kaum noch Kulturzeugnisse, die vom Alten Volk aus Singara künden.

Die Gruppe mit den Inseln Nida, Asingea, Mnora-Lor und Mnora-Pas und Ngore — „der Fels" — umschließen das Ge­biet, das als Nasses Grab bezeichnet wird. Zwischen ihnen liegt die letzte Ruinenstätte, die man noch von einem Schiff aus — bei Ebbe und klarem Wetter — sehen kann. Es ist die Ruinenstadt Ptaath, die, ursprünglich auf einem Hochplateau erbaut, nunmehr ca 30 — 5O Schritt unter dem Meeresspiegel liegt.

MyK042

Karte der Versunkenen Stadt Ptaath mit der Heimstatt der Anemona. - Detailkarte 042 von Helmut W. Pesch aus #My82 und #My83 der Mythor-Serie.

Doch außer den Bewohnern der Inselwelt, alles Ausgestossene, Verfemte und Rechtlose, die hier ausgesetzt wurden oder hierher flüchteten, wagt sich kaum einer in das tücki­sche, an Untiefen reiche Gewässer, und selbst diese bedienen sich altüberlieferter Routen. Denn man berichtet sich Un­heimliches über Fischer und Seefahrer, die von Ungeheuern in die Tiefe geholt wurden und nie mehr gesehen warden. Dort unten, in den Ruinen von Ptaath, sollen nämlich die Nachfah­ren des Alten Volkes leben, das den Bewohnern der Oberwelt nachstellt, um sie ihrer Göttin, der Anemona, zu opfern. Es heiBt auch, daß die Ausgestossenen der Inseln, die sich all­mählich an die hier herrschenden Lebensbedingungen an­passen, diesem unheimlichen Kult angehören. Die Inselgruppen des N. G. liegt auf einem Schelfblock, der an die 10.000 Schritt lang und 7000 breit ist. Die größte Insel Asingea hat eine Länge von etwa 8000 Schritt, an die sich im Machairas die kleine Insel Nida anschließt. Ophisch davon finden sich ausgedehnte Watten mit der „Flüsterbucht", in der die Gespräche der Landmenschen mit den Meeresbewohnern stattfinden, und der Götzenstatue der Meergöttin Anemona, die bei Flut im Meer versinkt. Die größte Stadt auf Asingea ist Pelleas-Anna (Neu-Pelleas) - das alte Pelleas kann man bei Ebbe im Phialae davon im Wattenmeer sehen. Pelleas selbst be­sitzt keinen Hafen; die beiden Hafendörfer sind Icearran im Machairas und Simea im Peristera.

Durch den Schelfblock zieht sich von Oklis bis Thysias eine tiefe Kluft, die nur an einer Stelle, ophisch des Tempelbezirks der Ruinenstadt, von einer Brücke überdeckt wird.

Dies ist der Weg, den die Schiffe nehmen, um nach Mnora-Lor zu gelangen, der kleinen Insel im Thysias, mit der Stadt Loma und dem inneren Hafenviertel. Im Ophis ragt ein einzelner Fels aus dem Wasser, Ngore genannt, der mit seiner Opfer­stätte als Heiligtum gilt und für alle Inselbewohner tabu ist. Hier findet sich ebenso wie vor Asingea, Loma und Simea je eine Götzenstatue der Anemona, und es heißt, dass alle vier Standbilder die ehemaligen Hauptstraßen von Ptaath markie­ren.

MyK037

Übersichtskarte der Inseln um das Nasse Grab. - Detailkarte 037 von Helmut W. Pesch aus #My76 der Mythor-Serie.

Die Inselbewohner sind ein merkwürdiges, verschlossenes Volk, leben vor allem vom Fischfang, sind sehr gute Schwim­mer, ja, sie haben selbst etwas „Fischiges" an 'Sich, wornit nicht nur der ihnen anhängende Seegeruch gemeint ist. So manche von ihnen haben eine Haut, die grünlich schimmert, Ansätze zu Schuppenbildung zeigt und sich verhornt, sie ha­ben glasige Augen, manchmal nur vier Finger an einer Hand, zwischen denen sich nicht selten Schwimmhäute bilden. Sie praktizieren unheimliche Riten an eigenen Kultstätten, zu de­nen kein Außenstehender zugelassen wird, und wenn doch, dann hur, um auf Nimmerwiedersehen in den geheimnisvollen Gewässern des N. G. zu verschwinden. Es heisst auch, daB sich die Herrscher der Tiefe an diesen Ritualen beteiligten, um sich mit den Menschenkindern zu vermischen.

Zu den Geheimnissen und Gefahren des N. G. kommt mit den Enterseglern ein weiterer Faktor hinzu, der lebensfeindlich und -bedrohend ist. Zuerst scheint es nicht ganz klar, was die­se mit Enterhaken bewehrten Monstren aus der Schattenzone zum Abzug von der Insel Gavanque und hierher getrieben hat. Denn sie sind bei den Inselbewohnern alles andere als will­kommen und stellen auch für sie eine arge Bedrohung zu Wasser und in der Luft dar. Doch allmählich wird klar, daB hier nicht der Zufall Regie gespielt hat, sondern daB mit der Aus­wanderung der Entersegler an diesen unheimlichen Ort ein ganz bestimmter Zweck verbünden ist. Denn mit diesen mör­derischen Amphibien ist auch die vierarmige Bestie Yacub ins N. G. gezogen.

Diese schier unbesiegbare Mordmaschine trägt im wahrsten Sinne des Wortes die Saat des Bösen in sich, denn der Diener eines an der Großen Barriere geschei­terten Dämons hat die Unterwasserruinen von Ptaath zur Brutstätte für seine Nachkommenschaft auserkoren, und man könnte die Entersegler als deren Ammen bezeichnen. Nun scheint es auch klar, daB Yacub von seinem dämoni­schen Herrn den Auftrag bekommen hat, sich in Vanga zu ver­mehren und mit seinen Ablegern eine Schreckensherrschaft zu errichten. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzu­stellen, welche Gefahr mehrere ausgewachsene Yacuben für die Welt der Urhexe Vanga abgeben würden, wenn man schon mit einem einzelnen Vertreter dieser Art nicht fertig werden konnte.

Und es drängt sich in diesem Zusammenhang zwangsläufig die Frage auf, ob Fronja, die Tochter des Kometen, mit ihrem Traum von der Großen Plage nicht eine Invasion der Yacuben gemeint haben könnte.

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