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Licht!“ rief der Medicus. Sein Begleiter, der die Uniform eines hochrangigen Chnumiten trug, reichte ihm eine Laterne, welche der Medicus vor die Augen seines regungslos daliegenden Patienten hielt. Mit Daumen und Zeigefinger öffnete er ein Lid des Mannes und beobachtete wie sich die Pupille zusammenzog. Nachdenklich runzelte der Medicus die Stirn. „Er sträubt sich noch immer gegen den Tod, ein Wunder nach all den Jahren. Ein wahrhaft großer Mann, im Leben wie im Sterben.“ „Er ist ein Kämpfer im Namen Chnums, er bleibt so lange er gebraucht wird“, erwiderte Markus Julius Lux.

„Licht!“, forderte der Inquisitor. Die Laterne wurde aufgeblendet und schien den Gefangenen grell ins Gesicht. Nach Wochen der Kerkerhaft war er wieder zum Verhör geholt worden. Auch als sich seine Augen an das Licht gewöhnten, konnte er den Mann nicht sehen, der auf der anderen Seite der Laterne saß und nun begann ihn mit Fragen zu überhäufen. Der Gefangene war gebrochen und gab bald gehorsam Antwort. Doch immer wieder und wieder wiederholte der Inquisitor seine Fragen und versuchte den Gefangenen in Widersprüche zu verwickeln und zu unüberlegten Antworten zu provozieren. Schließlich war der Fragende zufrieden und ließ den Gefangenen zurück in den Kerker bringen. Der Inquisitor wandte sich an einen anderen Mann, der schweigend im Hintergrund zugehört hatte. „Ich denke, er hat uns die Wahrheit gesagt, Proconsul, wir können nun die Anführer dingfest machen.“ Lucius Thymian nickte, wirkte aber nicht völlig überzeugt. Viele Jahre hatte er gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Lapathiens gekämpft, da glaubte man nicht mehr an leichte Lösungen.

„Licht!“ schrie der Offizier, „wir brauchen mehr Licht!“ Aber es genügte nicht, immer wieder stießen die schattenhaften Geister aus der Dunkelheit hervor und immer mehr Legionäre fielen kreidebleich zu Boden. Doch plötzlich erschien ein Licht hinter dem Offizier, dass heller war, als alle Fackeln der Patroullie es hätten sein dürfen und die Geister wichen. Erleichtert drehte sich der Offizier um und schaute auf einen völlig verdutzt dreinschauenden jungen Legionär, der einen hell leuchtenden Gegenstand in der Hand hielt. „Was ist das, Soldat?“ „Das habe ich in Tarenum bekommen. Der Händler sagte, es sei ein Splitter vom Horn eines Widders, welcher dem heiligen Märtyrer Adesus Ducates gehörte. In Wachs eingegossen und von den Priestern im Tempel geweiht. Der Gedanke gefiel mir, auch wenn ich nicht wirklich an die Echtheit glaubte. Aber jetzt …“

„Licht!“ rief der alte Prediger auf dem Marktplatz von Papaver. „Bekennt euch zum Licht! Laßt ab vom finsteren Tun und verfallt nicht der blinden Neutralität, denn eure Seele ist in Gefahr! Die Dritte Schlacht wird kommen und die ewige Finsternis droht! Bekennt euch zu Chnum und kämpft für die Lichtwelt!

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