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Geistreiches aus dem Dämonensumpf

Alt ist der Dämonensumpf und voller dunkler Geheimnisse. Die Alchemisten gingen hier ihren finsteren Trieben nach, Kriege mit Schlachten voller magischer Energie fegten über den Sumpf hinweg und auch die alten Squärkinmagier hatten Spuren hinterlassen. Hin und wieder trifft man im Dämonensumpf auf Überreste dieser Ereignisse und dann tut man gut daran, sich möglichst schnell zu entfernen, denn schon manch Unkundiger wurde von den finsteren Schrecken verschlungen und ward nie mehr gesehen.

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Geisterblitze nennen es die Squärkin wenn die Luft plötzlich wie nach einem Gewittersturm riecht und man um sich Szenen längst vergangener Schlachten sieht. Meist sind dies Reflexionen aus den großen Kriegen, die vor über vier Jahrhunderten zum Untergang des Squärkin-Imperiums führten, gelegentlich sieht man aber auch gewaltreiche Szenen aus jüngeren Tagen. Oft sind diese Szenen nur schemenhaft wahrnehmbar oder man kann sogar nur die Schlachtgeräusche hören. Doch manchmal ist es unglaublich real, man glaubt sich geradezu in der Zeit zurückversetzt. Gelegentlich stirbt dabei ein Unkundiger entweder vor Schreck oder weil er aus Angst unvorsichtig wird und vom festen Weg abkommt oder in einen Nebelgleiter läuft. Diese Geisterblitze können überall im Dämonensumpf auftreten, aber an einigen Stellen scheinen sie besonders real zu werden, denn immer wieder kann man dort einen toten Squärkin finden, offenbar von einem Schwert getroffen ...

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Recht und Unrecht war bei den Squärkin schon immer eine Frage der Durchsetzungskraft. Doch vor über hundert Jahren nahm sich ein Squärkin eine ungerechtfertigte Verurteilung ungewöhnlich stark zu Herzen.

Ein Haarloser aus den Trockenländern war im Dämonensumpf getötet wurden und der untersuchende Krieger-Patriarch wollte, um die guten Beziehungen nach draußen nicht zu gefährden, einen schnellen Abschluss des Falles. So wurde ohne große Mühe schnell ein Täter gefunden, man könnte auch sagen bestimmt, und ihm kurzerhand der Kopf abgeschlagen.

Noch immer kann man in der Morgendämmerung den kopflosen Squärkin durch den Nebel wandern sehen. Die Alten erzählen, dieser Nebel stamme aus der Unterwelt und löse bei den Haarlosen, denen der Squärkin die wahre Schuld für seinen Tod anlastete, die tödlich Pest aus ...

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Die meisten Squärkin glauben heutzutage bekanntlich von der Großen Mutter erschaffen worden zu, andere dagegen, darunter die Squinns, glauben die Squärkin seien den Töpfen der alten Alchemisten entsprungen, doch selbst von letzteren glauben nur wenige dem Bericht des Jung-Squinns Brek:

Ich hatte gerade erst meinen Namen erhalten, da beauftragte mich Daehsquinn mit der nach der Quwigga-Wurzel. Nach einigen Tagen vergeblichen Suchens hatte ich mich bis ins ferne Hochmoor vorgewagt, obwohl ich nur zehn gemietete Krieger dabei hatte. In der dritten Nacht dort oben wurden wir überfallen. Ich konnte den Angreifer zunächst nicht identifizieren, doch dann erkannte ich, dass es sich um seltsam deformierte Squärkin handelte. Ihr aller Fell war grau, wie bei alten Patriarchen, es war bei allen mit eitrigen Wucherungen durchsetzt. Die Deformationen waren unterschiedlich, manche hatten verkrümmte Gelenke, andere zusätzliche Gliedmaßen oder gar Stummelflügel, wieder andere zusätzliche Augen. Meine Krieger und ich wurden fast alle sofort überwältigt, wir hatten keinerlei Chance.

Als ich wieder erwachte, trugen die Kreaturen uns an Spießen gebunden über ihre Schultern durch ein Höhlensystem. In einer großen Höhle hängt man uns auf, wie Fleisch in einer Speisekammer. Und das war tatsächlich Teil dessen was uns erwartete. Zwei Krieger wurden augenblicklich über eine Feuerstelle gehängt, ihre Schreie höre ich manchmal noch heute. Drei andere wurde in einem Ritual grausam geopfert, welchem Gott dies diente konnte ich leider nicht erkennen.

Nach drei Tagen in denen auch die letzten Krieger verspeist wurden, kam einer der Deformierten zu mir und ich glaubte, an der Reihe zu sein. Die Kreatur stank fürchterlich, schlimmer als kranke Haarlose. Sie muss meine Abscheu bemerkt haben, denn sie stieß zischendes Lachen aus. Dann erzählte sie mir, während ich vor Angst verging eine unglaublich Geschichte. Der Deformierte, er nannte sich Srol, sprach von den alten Alchemisten, wie sie in ihren Töpfen mit den Squärkin experimentierten. Alle heutigen Squärkinrassen gingen, laut Srol, auf diese Experimente zurück, viele weitere seien im Laufe der Zeit ausgestorben. So weit war es noch recht glaubhaft, aber dann erzählte er, wie die Ziele der Alchemisten sich wandelten und sie ihre eigene Unsterblichkeit anstrebten. An den Squärkin erprobten sie ihre Zaubermittel und Tausende krepierten in den Kesseln.

Schließlich stellte sich ein gewisser Erfolg ein, Srol war der erste, der in der Prozedur nicht zu Grunde ging und tatsächlich überdauerte er die Jahrhunderte. Doch der Preis war entsetzlich, denn seine Gestalt war schauderhaft verändert und vom ersten Augenblick in dem er aus dem Topf kroch bis heute quälten ihn Schmerzen, die seinen ganzen Körper durchzogen. Die Experimente gingen weiter, doch irgendwann gelang den Unsterblichen den Ketten zu entkommen und sie töteten alle Alchemisten, derer sie habhaft werden konnten. Doch der letzte belegte sie mit einem Fluch, welcher ihnen den Freitod verwehrte und ebenso nahezu jegliche Möglichkeit verhinderte auf eine Vernichtung durch andere hinzuarbeiten. Viele Jahrhunderte hatten sie mit dem Fluch Versuche angestellt, doch sie fanden keinen Weg in den erlösenden Tod.

Irgendwann durchschnitt Srol meine Fesseln, doch ich musste ihm versprechen niemanden von den Unsterblichen erzählen, das war seine einzige Forderung bevor er mich frei ließ. Er sagte nach diesem Versprechen, sei ich, der schwächlichste Gefangene, den sie je gemacht hatten, keine Gefahr mehr für sie und ihr Leben werde andauern. Ich wusste, er versuchte mir etwas mitzuteilen, doch lange verstand ich nicht, verstand auch nicht den seltsamen Ausdruck in seinen vier Augen. Ich verließ die Höhlen und schlug mich mit viel Glück nach Squärdalon durch. Lange hielt ich mein Versprechen, auch wenn es mich immer wieder um den Schlaf brachte. Doch eines Nachts, als ich wieder aus einem Alptraum erwachte, verstand ich plötzlich was Srols Blicke zu bedeuten hatten. Er hoffte, obwohl er sich selbst vom Gegenteil überzeugen musste, dass ich mein Versprechen brach und mit einem Heer zurückkehrte, die Unsterblichen von ihrer Qual zu erlösen ...

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Der letzte Bericht stammt von einem Haarlosen-Sklaven, der mit einer ganzen Gruppe geflohen war, aber nach nur zwei Wochen wieder als einziger Überlebender an die Tore Squärdalons klopfte:

Die Gruppe hatte sich nach ihrer Flucht nach Ophis gewandt, um dort das Doppelfürstentum LaFroan und Midonn an der Grenze des Dämonensumpfes zu erreichen. Während einer nächtlichen Rast entfernte sich ein Mann aus der Gruppe, der auf den Namen Ahdel hörte, aus dem Lager, um sich zu erleichtern. Als er ein paar Dutzend Meter vom Lager entfernt stand, tauchte plötzlich aus dem Nebel ein Squärkin auf. Ahdel erschrak, denn er glaubte die Wächter kämen, um die Flüchtlinge wieder einzufangen doch dann erschrak er noch mehr, denn der Squärkin war offenbar tot. Die Augen waren blank und der sonst so aktive lange Schwanz schleifte leblos über den Sumpfboden.

Der Untote ging nur langsam mit erhobenen Klauen auf Adhel zu und der nutzte die Chance und lief blindlings in eine Richtung davon. Mit schnellen Schritten raste er los, wich Büschen und Sumpflöchern aus. Ab und zu warf er einen kurzen Blick über die Schulter und sah dann, dass der Squärkin wieder ein Stück nähergerückt war und das obwohl er seine langsamen Schritte beizubehalten schien.

Letztlich scheiterte Ahdel an der für ihn feindlichen Umgebung, er stürzte in ein Sumpfloch und drohte im Schlamm zu ertrinken. Verzweifelt schlug er mit den Armen um sich in der Hoffnung einen Ast oder einen anderen Halt greifen zu können. Doch immer tiefer sank er, die Luft ging ihm aus und der Tod lauerte in Wartestellung. Da spürte Ahdel wie jemand seine Handgelenke packten und ihn aus dem Loch zog. Völlig erschöpft sank er auf den Boden und sah sich nach seinem Retter um. Er schrie als er neben sich den untoten Squärkin sah, der sich in grausiger Vorfreude mit Zunge über die Zähne leckte, bevor er ihn sie Ahdels Hals schlug.

Immer noch schreiend wachte der Ahdel auf, er hatte das Lager nie verlassen. Er erzählte den fürchterlichen Traum seinen Kameraden und alle lachten mit ihm, nur einer nicht, denn der erkannte, dass Ahdel unter einer Wunderweide geschlafen hat, die den Legenden zufolge wahre Träume bringen soll ...

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