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Flucht aus Squärdalon []

Seit über drei Monaten war ich Gefangener der Squärkin, seit sie mich zusammen mit einigen Freunden bei der Kräutersuche im Dämonensumpf erwischten. Doch nun hatte ich einen Plan und beschloss bei nächster Gelegenheit zu entschwinden. Diese kam früher als erwartet. Ich konnte einen Wächter mit meinem Essnapf bewusstlos schlagen und ihm den Schlüssel für meine Fußkette abnehmen. Kurz überlegte ich, ob ich noch andere Menschen befreien sollte, doch dann wurde mir klar, dass dies meine Chancen nur mindern würde.

Ich verbarg mich in einer der Ebenen knapp unterhalb der untersten Wohnebenen, dort wo nur wenige Squärkin durchkamen und noch weniger sich dauerhaft aufhielten. Ich wusste, dass hier ab und zu Krieger anzutreffen waren, um entweder die Bauarbeiten zu beaufsichtigen oder die Labore der Squinns in den tieferen Ebenen zu überwachen.

Ich war schon halb verhungert, als ich endlich Glück hatte und ein geeignetes Exemplar an meinem Versteck vorbei kam. Vorsichtig pirschte ich mich an den Krieger heran und sprang. Nach kurzen Kampf hatte ich den überraschten Squärkin mit meinen Händen erdrosselt und schaffte ihn in meine verborgene Nische. Dort dann begann erst der unangenehme Teil, denn ich musste den Squärkin vorsichtig aufschneiden und völlig ausweiden. Schließlich konnte ich jedoch in die Haut der Ratte schlüpfen, mir den grässlichen Schädel überstülpen und die Schnitte sorgfältig vernähen. Noch ein wenig das Blut rausgewaschen, das Fell glattgestrichen, dann war mit meiner Erscheinung zu frieden und machte mich an den Aufstieg. So schnell wie möglich wollte ich diesen Hort des Bösen verlassen.

Niemand schien mich zu beachten und ich frohlockte innerlich, als ich an den Wachen vorbei auf die Brücke trat, die den Brackwassersee um Squärdalon überspannte. Doch plötzlich gab es einen Ruck und ich saß fest. Als ich mich umdrehte, sah ich einen der Wächter mit einem Fuß auf dem Schwanz meines ,,Wirtes" stehen, seinen Speer stoßbereit auf mich angelegt.

,,Entweder ist dein Schwanz sehr schmerzunempfindlich oder ich habe eine gute Erklärung für den Menschengestank gefunden, der an dir haftet", zischte der Squärkin mich mit boshaft funkelnden Augen an. Das er die menschliche Sprache benutzte, zeigte mir, dass meine Tarnung vermutlich endgültig aufgeflogen war, dennoch versuchte ich es zögernd mit einem ,,Squeak?". Ein scharfer Schmerz durchfuhr mich, was völlig in Ordnung war, denn es entsprach dem Speer, der sich durch meinem Bauch bohrte. Als ich am Boden lag schnitten der Wächter und seine Kumpane mich aus meiner Verkleidung und anschließend auch aus meiner Haut, genau wie ich es mit meinem Opfer getan hatte. Nur gab man sich alle Mühe mich nicht bewusstlos werden zu lassen. Natürlich schrie ich vor Schmerz, doch irgendwann kam endlich der erlösende Tod. Es war genau, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Zunächst schwebte ich über der Szene und sah mich von den Squärkin zerstückelt werde, dann kam ein Wind auf und trieb mich in einen langen schwarzen Tunnel immer weiter auf ein strahlendes, weißes Licht zu.

Als ich aufwachte lag ich festgeschnallt auf einer Pritsche inmitten eines großen Raumes im typischen Gestein Squärdalons. Was war passiert? Ich bin sicher, dass ich tot sein müsste, doch nun lag ich hier und scheinbar nur geringfügig verletzt. Hier, das war offenbar eine Art Laboratorium, ich konnte eine Feuerstelle erkennen, die erstaunlicherweise kein Holz zu benötigen schien und trotzdem mit steter Flamme brannte, es gab zahlreiche Regale mit Kräutern und andere Zaubermitteln der unterschiedlichsten Art und auch einige mächtige Folianten, so wie man sie nur in Magierbehausungen antreffen konnte. Kein Zweifel, ich war in den Laboratorien der Squinns tief unten im Fels von Squärdalon. Was war nur geschehen, hatten sie mich von den Toten erweckt, war ich ein Untoter? Ich musste mich erinnern was passiert war, nachdem ich auf der Brücke lag.

Während ich mich noch bemühte Ordnung in mein Hirn zu bekommen, betrat ein Squinn den Raum.

„Ah, du bist wach, das ist schön. Daehsquinn bat mich, ihn zu vertreten und dir diesmal zu helfen dein Gedächtnis zurückzugewinnen. Erinnere dich, du warst schon öfter hier, eigentlich sogar nie wirklich weg. Es gibt viele Wege in Squärdalon zu sterben und Daehsquinn versprach, dass du jeden von ihnen selbst erleben würdest. Erinnere dich, Mensch, dies war dein dreiundvierzigster Tod und jeder einzelne ist in deinem jämmerlichen Kopf gespeichert.“

Und ich erinnerte mich, erinnerte mich an das herabsausende Fallbeil, das Nagen der kleinen Ratten an meinen Gliedmaßen und die vielen anderen Tode, die ich erlitt, jedes Detail strömte in mein Gedächtnis zurück. Ich schrie, gepeinigt von der Qual der Erinnerung, ich versank in Wahnsinn und meine Sinne schwanden.

Seit über drei Monaten war ich Gefangener der Squärkin, seit sie mich zusammen mit einigen Freunde bei der Kräutersuche im Dämonensumpf erwischten. Doch nun hatte ich endlich einen Fluchtplan und beschloss ihn bei nächster Gelegenheit zu auszuführen. Diese kam früher als erwartet. Ich konnte einen Wächter mit einem Stein bewusstlos schlagen und ihm den Schlüssel für meine Fußkette abnehmen. Ich eilte in einen der zahlreichen Gänge und stolperte prompt über eine Gruppe Krieger, bei ihnen auch ein Squinn, mein Traum von Freiheit zerbarst.

„Ah“, sagte der Squinn, ,,du hast dich gerade freiwillig für ein kleines Experiment gemeldet."

Die anderen Squärkin packten mich mit sicheren Griffen und schleppten mich in einen Raum, tief unten in Squärdalon. Dort gab es eine große Feuerstelle, es brannten zahlreiche Kerzen, viele in ungewöhnlichen Farben und seltsame Düfte verbreitend. Auf dem Boden waren mit Kreide magische Symbole gezeichnet, teilweise war anscheinend auch Blut benutzt worden. Auf den Regalen sah ich neben großen Büchern, auch zahlreiche gläserner Behältnisse mit Kräutern, Wurzeln, Teilen von Tieren, sowie Mineralien. Andere waren mit unidentifizierbaren Pulvern oder Flüssigkeiten gefüllt, unidentifizierbar nur da ich die chaotische Schrift der Squärkin nicht lesen konnte, in der die Aufschriften der Töpfe verfasst waren. Ich wurde auf einen Tisch geschnallt und allein gelassen. Die Kerzen sorgten für ein gespenstisches Schattenspiel und ich begann mich zu fürchten und zu fragen was nun passieren sollte.

Nach einer endlos erscheinenden Zeitspanne trat der Squinn in den Raum, an seiner Seite eine völlig verhüllte Gestalt.

,,Da ist ja unser Freiwilliger, freut mich, dass wir ein halbwegs unverschlissenes Exemplar bekommen konnten. Nur damit du verstehst was vor sich geht, ein paar Worte zum bisherigen Ablauf des Experiments. Vielleicht hast du schon davon gehört, wir Squinns beschäftigen uns unter anderem mit der Schöpfung verbesserter Squärkin-Arten. Diese unansehnliche Gestalt hier an meiner Seite ist nur eines von vielen Zwischenergebnissen dieses Versuches. Vermutlich wird es recht schmerzhaft für dich, aber leider müssen wir dich am Leben halten, das ist für das Experiment unbedingt notwendig. Wenn du bereit bist können wir anfangen."

Ich nickte unwillkürlich, hielt dann erschrocken inne. Der Squinn grinste fröhlich und winkte dann die verhüllte Gestalt heran. Diese kletterte zu mir auf den Tisch und kroch bis über meine Hüften. Ich spürte eine Berührung wie von Fell, dort wo meine Kleidung zerrissen war, dann stach mich etwas lang und schmerzend in den Bauch. Dann stieg sie vom Tisch herab und wurde vom Squinn hinausgebracht.

Zunächst ging es mir gut, die Wunde verheilte nach wenigen Tagen. Ich wurde gut gefüttert und durfte mich zwischendurch auch mal unter Aufsicht frei bewegen. Doch nach drei Wochen fingen die angekündigten Schmerzen an. Zunächst waren sie nicht schlimm, nur ein leichtes Ziehen in der Bauchgegend, aber sie waren nicht wirklich fassbar, kamen eher von innen. Irgendwann sprach der Squinn, der regelmäßig meinen Zustand überwachte, von einer Schlupfwespe und da wusste ich endlich was geschah. Diese verhüllte Gestalt, dieses grauenhafte Ergebnis eines magischen Experimentes, diese abartige Schöpfung des wahnsinnigen Genies der Squinns hatte Eier in mich gelegt und nun fraßen die ihre Brut an mir. Mein Tod dauerte noch Wochen und ich erlebte jede Sekunde.

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